Müssen wir Sylt auch als Marke verstehen?

Viele Diskussionen hat es rund um das Thema Sylt als Einheit gegeben. Der Vorsteher des Lanschaftzweckverbandes Sylt, Helge Jansen, lud nun Sylter Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft ein. Fachberichte sollen bei Entscheidungen zur touristische Zukunft von "Sylt als Marke" helfen.

Referent Dr. Kurt Scherhag und Helge Jansen im Rantumer Kursaal (v.l.). Foto: Jakat

Rantum/Sylt (Angelika Jakat) - Vor dem Hintergrund der laufenden Diskussionen zur Vision "Sylt als Einheit" nahmen sich über dreißig insulare Entscheidungsträger in Sachen Sylt-Tourismus und -Marketing sowie Vertreter von Verbänden Zeit zu einer mehrstündigen Beitragsrunde – erst zum Thema "Müssen wir Sylt auch als Marke verstehen? – Touristische Destinations-Marken in der Reiseentscheidung", dann zur Idee "Die Kurkarte soll unsichtbar werden. – Eine Verbindung der kommunalen Abgabe mit neuen Medien, die wir alle schon benutzen."

Dr. Knut Scherhag skizzierte unter Marktforschungsaspekten die positive Wirkkraft von Destinationsmarken bei der Gästeansprache. Der Senior Consultant am Europäischen Tourismus Institut an der Universität Trier legte deren Bedeutung für Reisezielentscheidungen bereits im Rahmen einer dreijährigen Untersuchung dar. Für Scherhag steht fest: Dass das Reiseziel "Sylt als bedeutende Destination bekannt ist, wodurch sich der Markenanspruch durchaus erfüllt."

Doch trotz stattgefundener Positionierung als Standard im Wettbewerb der Marken unter dem Slogan "Die Insel" fehle etwa im Vergleich zu St. Moritz ein einheitlicher Auftritt nach außen, der allein ein einheitliches Image bewirken könne. Die damit einhergehende Identifizierungsfunktion stelle für den Gast eine Reverenz dar, die insbesondere für die Neukundengewinnung von Wichtigkeit sei, so Scherhag: "Der Urlauber braucht eine Orientierungsunterstützung für die gesamte Destination."

Allgemeine Informationen zur Gesamtheit von Sylt seien wichtiger für die "touristische Kaufentscheidung" als Markeninformationen über einzelne Zielgebiete. Scherhag räumte ein, dass es jedoch generell sinnvoll sei, separate Ortsauftritte beizubehalten, zumal die Identität der Orte verschieden sei und jeder eine andere Zielgruppe anspräche. Doch gelte es zu überlegen, wie man die Sylter Gemeinden in der Außendarstellung zusammenbringen könne, damit Sylt für den "Erstbesucher" als Einheit greifbar wird.

"Die Differenzierung findet auf der Insel statt", sagte Scherhag und verwies auf "änderungshemmende Kräfte", die eine mehrjährige Umstellungsphase begleiteten würden. Er fügte kritisch hinzu: "Man muss alte Strukturen aufbrechen." Dies sei eine "schwierige Aufgabe, die aber lösbar ist, wenn man die Bereitschaft hat, sie umzusetzen." Helge Jansen Resümee danach lautete: "Deutlich geworden und wissenschaftlich untermauert ist, dass Sylt eine Marke ist und bleiben sollte. Die Diskussion, wie die Sylter Orte zu positionieren sind, wird noch weiter zu führen sein."

Da sich die allgemeine Diskussionsstimmung im Rantumer Kursaal verhalten ausnahm – Peter Douven und Petra Reiber hatten noch während des Vortrags den Saal verlassen -, ging man schnell zu einem Imbiss über. Nach einer kräftigenden Suppe machte sich ein gemeinsamer Sylt-Auftritt am Ausgangspunkt der kommunalen Kurabgabe fest, deren Wirkung für den Gast einer "Zwangsabgabe" gleichkäme, sagte Dipl. Phys. Thomas Hornig aus Freiburg im Breisgau. Der Geschäftsführer der "highQ Computerlösungen GmbH" behandelte als zweiter Referent des Tages den Nutzen einer "übergreifend operierenden Gastkarte" und ließ keinen Zweifel am "Mehrwert durch Mehrfachnutzen".

Möglichkeiten des Mehrwerts seien Ausweise, Schlüssel oder eine Gutscheinfunktion. Organisatorisch und technisch machbare Anwendungsmöglichkeiten fänden sich beispielsweise schon in Kombination mit Hotelschließanlagen, Spind- und Büromöbelschlüsseln, bei "bequemen Schließsystemen" im Hausbereich und sonstigen Kartenbasierten Zutrittssystemen wie sie etwa in Form von Autoschlüsseln verwendet werden. Voraussetzung sei allerdings, dass es sich dabei um kompatible Systeme handele. "Es handelt sich um eine Unternehmens- und Firmen übergreifende Technologie, die nicht auf ein Medium festgelegt ist", erläuterte Hornig.

Keinen Zweifel ließ er daran, dass "erst geregelt werden muss, wo die Karte eingesetzt werden soll. Wichtig ist außerdem, dass Sie einen Anbietermarkt zur Verfügung haben, der ihnen zum System etwas zur Verfügung stellt." Helge Jansen bekräftigte: "Das System ist vielseitig und universell einsetzbar."

Zum Scheitern verurteilt war der Versuch, in der anschließenden Diskussion den Freiburger Geschäftsführer zu eindeutigen Antworten zur Frage der Finanzierung der "zukunftssicheren Technologie" zu bewegen. Da reagierte Hoenig ganz diplomatisch: "Dass hängt jeweils ab von dem, was schon da ist an Software und Lesegeräten."

Abschließend rief Helge Jansen zur Bildung von Kooperationen auf. Man habe das Rüstzeug für zukünftige Entscheidungen: „Wir merken, dass hier ein Potential ist. Der Traum ist, dass der Gast alles über eine Karte abwickelt.“ Eric Mannstadt hatte die Etablierung des Systems auf Sylt zuvor befürwortet: "Es müsse jetzt losgehen", da sich andere, geschlossene Systeme bereits in der Verbreitung befänden.

(Erscheinungsdatum Text: Montag, 28.06.2004 / Sylter Rundschau

zurück zur Artikelliste